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"Ich hatte in meinem Leben wirklich Glück!"

Katia Convents – Profitänzerin, Designerin, Unternehmerin

Katia Convents tanzt schon als kleines Mädchen gerne. Musik und Rhythmus stecken ihr im Blut. Im Alter von 15 Jahren beginnt sie in Polen eine Tanzsportkarriere, arbeitet sich schnell hoch und wird fünffache polnische Meisterin. Anfang der 80er Jahre zieht es die gebürtige Polin nach Deutschland, Gütersloh, um dort weiter zu tanzen. In Deutschland gewinnt sie ebenfalls Preise bei Welt- und Europameisterschaften in Standard, Latein und Zehn Tänze. Ihre Tanzoutfits näht die Profitänzerin selbst, aus Mangel an Alternativen und dem nötigen Geld. Die Kreationen finden große Anerkennung, heute entwirft Katia Convents sämtliche Showoutfits für die RTL-Show Let’s Dance. Wie es dazu kam, verrät die Designerin im Top-Magazin Interview.

Top:
Frau Convents, war es Ihr Kindheitstraum, einmal Profitänzerin zu werden?

Katia Convents:
Als Kind denkt man nicht daran, was einen Profi ausmacht, ich habe schon als Mädchen gerne getanzt. Meine Mutter und Oma waren Schneiderinnen und haben von zu Hause aus für ihre Kundschaft genäht. Ich stand oft dabei und sagte irgendwann: „Mama, ich brauche einen Tellerrock, weil ich tanzen will“. Durch Zufall kam ich über meine Freundin zu einem Tanzkurs und war so begeistert, dass ich unbedingt weitermachen wollte. Meine Eltern waren damit leider nicht einverstanden und hätten lieber gesehen, dass ich Rechtsanwältin oder Ärztin werde. Sie haben mir bei Turnieren auch nie zugesehen, erst als ich polnische Meisterin wurde, akzeptierten meine Eltern das Tanzen.

Top:
Dass Sie dann über den Tanzsport zum Nähen von Tanzsportoutfits kamen, war aber doch eher Zufall?

Katia Convents:
Ich habe bereits als Mädchen angefangen zu nähen, weil es einfach wenig Kleidung gab. Ich bin in Polen im Sozialismus groß geworden und lief manchmal in Sachen herum, aus denen ich bereits rausgewachsen war. Und dachte mir: Das muss anders werden. Dann habe ich mir – ohne zu wissen, wie der Schnitt aussieht – Stoffe von meiner Mutter genommen und Kleidung genäht, von der ich dachte, sie sei modern. Ich weiß noch, dass meine Mutter mein erstes Tanzkleid nähte. Das gefiel mir aber nicht. Danach fing ich an, selbst Tanzkleider zu nähen und mein Glück oder meine Gabe war, dass ich aus fast nichts etwas Schönes machen konnte.

Top:
Sie haben sich das Schneidern quasi autodidaktisch beigebracht, Ihr Studium der Lebensmitteltechnologie ging ja in eine ganze andere Richtung.

Katia Convents:
Ja, weil ich es von innen heraus wollte. Ich habe auch in meiner Freizeit für meine polnischen Mittänzer gerne genäht, obwohl es dafür kaum Geld gab. Aber es war eben so. Ich bin gewohnt, immer zu arbeiten und denke, dieser Charakter ist aktuell bei jungen Leuten viel schwerer anzutreffen. Heute spielen weniger Arbeit und mehr Freizeitausgleich eine große Rolle. Vielleicht ist es auch der Sozialismus-Charakter. Ich wollte immer etwas erreichen und habe weitergemacht, selbst wenn mal etwas nicht funktionierte. Aber wenn man etwas will, dann klappt es auch, gleich ob man in diesem Beruf eine Ausbildung hat oder nicht.

Top:
Ihr erstes Atelier eröffneten Sie bereits Mitte der 80er Jahre in Gütersloh und begannen dort Kleider für den Tanzsport zu entwerfen.

Katia Convents:
Genau. Ich tanzte weiterhin im Profisport und nähte meine Tanzoutfits selbst, weil andere Kleider mir nicht gefielen. Bei den Turnieren fragten mich die Tänzerinnen oft, wer meine Kleider gemacht hätte. Dann nähte ich bald auch für andere und so fing es an.

Top:
Woher nehmen Sie all die Ideen für Ihre glamourösen Outfits?

Katia Convents:
Das kommt darauf an, für wen ich Kleider mache. Wenn ich eine Person vor mir habe oder eine Geschichte höre, dann entsteht die Idee einfach in meinem Kopf. Manchmal sehe ich ein schönes Kleid oder Stoff – und dann entwickelt sich daraus etwas.

Nahaufnahme Strasssteine
Schneiderin arbeitet an Oberteil
drei Frauen im Gespräch zum Design

Ich sage immer, ich hatte in meinem Leben Glück, dass mein Hobby zu meinem schönsten Beruf geworden ist. Ich mag das Wort „Stress“ zum Beispiel nicht.
Es fällt auch bei uns immer sehr viel Arbeit an, doch das schreckt mich nicht ab, sondern motiviert mich zusätzlich. Ich bin sehr froh, dass ich die Arbeit ausüben darf, die mich sehr erfüllt, auch wenn mal etwas schiefläuft.

Top:
Wie lange dauert es von der Idee bis zum fertigen Kleid?

Katia Convents:
Eigentlich nicht lange. Ich bin eine Designerin, die die Person immer bildlich vor sich hat. Normalerweise werden Kleider – auch im Haute Couture-Bereich – zuerst entworfen und danach sucht sich der Designer das passende Model. Bei mir ist es umgekehrt. Jede Figur ist unterschiedlich, jede Person hat völlig andere Vorlieben, das inspiriert mich. Das reine Nähen dauert dann zwischen 40 bis 80 Stunden.

Top:
Seit der ersten Staffel 2006 fertigen Sie die Kostüme für alle Profitänzer und Promis bei der RTL-Show Let’s Dance. Wie kam die Zusammenarbeit mit RTL damals zustande?

Katia Convents:
Ursprünglich war Let’s Dance ein Projekt von BBC, das mittlerweile in sehr vielen Ländern stattfindet. Die einzelnen Shows suchen immer Schneiderinnen oder Schneider, die sowohl Herren als auch Damenkleidung nähen können. Ich nähte damals für Joachim Llambi – als er selbst noch tanzte – Turnieroutfits.
Llambi war zu dieser Zeit Pressesprecher des Profiverbands, und ich kannte ihn durch meine eigene Tanzkarriere. Irgendwann brachte er meinen Namen ins Rennen und so erhielt ich den Auftrag. Es gibt nicht so viele Ateliers, die spezielle Tanzmode herstellen, außerdem muss man – was die Arbeitszeiten betrifft – wirklich flexibel sein, weil die Shows live sind und alles von Woche zu Woche genäht wird.

Top:
Wie läuft die Produktion bei Let’s Dance ab?

Katia Convents:
Ich bekomme, genau wie die Tänzer, die Musik für den nächsten Tanz, meistens am Freitag nach der Show. Dann erhalte ich von der Produktionsfirma den Content, also ein Thema wie Cinderella oder Bonna Italia oder ähnliches, und ich frage meistens den Profi, ob er sich auch eine Geschichte ausgedacht hat. Wir haben dann nur den Samstag Zeit, um die Entwürfe zu machen. Bis mittwochs muss alles fertig sein. Donnerstags ist Generalprobe, wo Änderungen noch möglich sind, und freitags ist dann die Live-Show, wo alles klappen muss. Im Studio habe ich daher mein Team immer dabei, falls noch etwas geändert werden muss.

Wir haben dann nur den Samstag Zeit, um die Entwürfe zu machen. Bis mittwochs muss alles fertig sein. Donnerstags ist Generalprobe, wo Änderungen noch möglich sind, und freitags ist dann die Live-Show, wo alles klappen muss. Im Studio habe ich daher mein Team immer dabei, falls noch etwas geändert werden muss.

Top:
Wie läuft die Produktion bei Let’s Dance ab?

Katia Convents:
Ich bekomme, genau wie die Tänzer, die Musik für den nächsten Tanz, meistens am Freitag nach der Show. Dann erhalte ich von der Produktionsfirma den Content, also ein Thema wie Cinderella oder Bonna Italia oder ähnliches, und ich frage meistens den Profi, ob er sich auch eine Geschichte ausgedacht hat. Wir haben dann nur den Samstag Zeit, um die Entwürfe zu machen. Bis mittwochs muss alles fertig sein. Donnerstags ist Generalprobe, wo Änderungen noch möglich sind, und freitags ist dann die Live-Show, wo alles klappen muss. Im Studio habe ich daher mein Team immer dabei, falls noch etwas geändert werden muss.

Top:
Wo finden die Anproben statt, wenn Sie nur so wenig Zeit haben, um ein Kleid zu fertigen?

Katia Convents:
Von jedem der Tänzer nehme ich Maß beziehungsweise kann die Maße der letzten Staffel nutzen. Bei den Promis bin ich diejenige, die anreist, zum Beispiel morgens mit dem Flugzeug nach Salzburg und mittags wieder zurück.

Top:
Sie haben auch eine Tochter Catharina Convents, die mittlerweile im Atelier mitarbeitet und Kleider entwirft (letztes Jahr wurde sie Vize Miss Germany, Top Magazin 03-2023 berichtete).

Katia Convents:
Meine Tochter ist quasi zwischen den Stoffen aufgewachsen und war immer dabei. Sie ist mittlerweile richtig gut und entwirft die jeweils zwei Outfits der zehn Finalistinnen der „Miss Germany“-Wahl 2024.

Top:
Was ist für Sie die größte Herausforderung an Ihrem Job?

Katia Convents:
Die größte Herausforderung ist es, in den vier Tagen alles zu schaffen und die Tänzer, Promis und Produktionsfirma mit den Kleidern zufriedenzustellen.

Top:
Herzlichen Dank für das Gespräch!

Kleidung auf Bügeln
Katia Convents am Schneidertisch

Am Schluss muss ein Kleid entstehen, das meiner Idee und meinem Entwurf, den ich im Kopf habe, entspricht.

Fotos: yehdou | fotografie